Seid ehrlich: Wonach fragt man häufig, wenn man zum ersten Mal in Kontakt mit einer neuen (oder, wie in unserem Fall, alten) Sprache kommt? Neugierig, heimlich, hinter vorgehaltener Hand? Richtig - nach den richtig fiesen Ausdrücken!
Obwohl die mittelalterliche Literatur größtenteils von edlen Rittern und züchtigen Damen bevölkert wird, die sich natürlich immer vorbildlich benehmen (naja...), kann auch sie uns lehren, wie man jemandem verbal so richtig einen vor den harnasch knallt. Und zwar auf Mittelhochdeutsch, der Sprache, die - ganz grob gesagt - hierzulande das Hochmittelalter prägte.
Hier ein paar schön-schimpfliche Beispiele aus dem Artusroman „Erec“ Hartmanns von Aue:
lâ dîn klaffen sîn! (V. 83)
(Übersetzung: „Lass das Schwätzen sein.“
Modernes Äquivalent: „Schnauze halten!“)
der sunnen haz (V. 94)
(Übersetzung: „Du Abscheu der Sonne“)
übel hût (V. 6524)
(Übersetzung: „Böse Haut“, gegenüber Frauen gebraucht.
Modernes Äquivalent: „Blöde Zicke“)
tumber gouch (V. 9044)
(Übersetzung: „Dummer Trottel“, gegenüber Männern gebraucht)
(Bild: Drolerie aus dem Maastricht Book of Hours (BL Stowe MS17). Quelle: Wikimedia, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Drolleries)