Als Dame stets in seidenen Gewändern am Fenster stehen, die Männer beim Turnier bewundern, lächeln und dann keusch von dannen trippeln?
Als Ritter ständig nobel handeln, mit vollen Händen rotes Gold verschenken, wegen jeder noch so verrückten Herausforderung zum Kampf brav durchs halbe Land tingeln?
Klingt alles ziemlich anstrengend, finden wir von der Tavelrunde. Kein Wunder also, dass einigen Figuren in der höfischen Literatur des Mittelalters ab und zu mal die halsberge platzt. Und die Ausdrücke, die dann fallen, sind nichts für zarte Ohren.
Hier ein paar schön-schimpfliche Beispiele aus dem Artusroman „Parzival“ Wolframs von Eschenbach:
ir truogt den eiterwolves zan! (V. 255,14)
(Übersetzung: „Ihr tragt den Zahn des Eiterwolfs!“
Modernes Äquivalent: „Du hinterhältiger Sauhund!“)
ir vederangl, ir nâtern zan! (V. 316,20)
(Übersetzung: „Ihr Köderfliege, Ihr Natternzahn!“)
vart hin, ir ribbalt! mûlslege al ungezalt sult ir hie vil enpfâhen, welt ir mir fürbaz nâhen!
(Vv. 360,25ff.)
(Übersetzung: „Packt Euch, Ihr Landstreicher! Wenn Ihr mir noch näher kommt, bekommt Ihr unzählige Schläge auf das Maul!“
Modernes Äquivalent: „Verpiss dich, du Penner! Komm mir nicht zu nahe, oder es gibt was auf die Fresse!“)
gampelher (V. 520,29)
(Übersetzung: „Lumpenpack“)
(Bild: Drolerie aus dem Maastricht Book of Hours (BL Stowe MS17). Quelle: Wikimedia, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Drolleries)