Heute könnt ihr euch zum Advent wieder am Minnesang laben. Hinter diesem sonntäglichen Türchen verbirgt sich Heinrichs von Morungen Ich hôrte ûf der heide, gelesen von Henrik Maria Winterscheid.

Jetzt anhören:

https://www.youtube.com/watch?v=57N_XRdsriQ

800px Codex Manesse 076v Heinrich von Morungen

Übersetzung:

Ich hörte auf der Heide

helle Stimmen und süßen Gesang.

Davon wurde ich voller Freuden

und frei von Trauer zugleich.

Um die mein Denken sich schmerzlich mühte und kreiste,

die fand ich beim Tanz, wo sie sang.

Frei von Leid sprang ich da mit.

Ich fand sie zurückgezogen

Allein und ihre kleinen Wangen nass von Tränen,

da, wo sie sich an diesem Morgen angemaßt hatte,

mir den Tode zu wünschen.

Die Feindschaft der Liebsten tut mir wohler als das,

da ich vor ihr auf die Knie fiel, wo sie saß

und ihre Sorgen vergaß.

Ich fand sie an der Zinne

allein, und zwar war ich zu ihr gesandt worden.

Dort hätte ich ihr bestimmt in schicklicher Weise

ein Pfand ihrer Liebe nehmen können.

Da glaube ich, alsbald die Welt niedergebrannt zu haben,

es hat aber die süße Liebe zu ihr, die mich gefesselt hatte,

meine Sinne geblendet.

Übersetzung zitiert nach: Klein, Dorothea (Hrsg.): Minnesang: Mittelhochdeutsche Liebeslieder. Eine Auswahl: Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch., Stuttgart: Reclam 2010.

 

Outro & Hintergrundmusik: https://www.youtube.com/watch?v=8DCvn484bXw&t=208s

Körper 2

Bereits seit einigen Jahren befassen sich Mediävistinnen und Mediävisten vermehrt mit dem Thema der Körperlichkeit. Ein Thema, das gleichzeitig so alltäglich und so besonders ist wie kaum ein anderes und deshalb viele faszinierende Fragen aufwirft: Welche rituellen und/oder symbolischen Rollen spielten Körper in der mittelalterlichen Kultur? Wie verstanden Menschen des Mittelalters ihre eigenen Körper, welche Bedeutsamkeiten schrieben sie bestimmten Körperteilen - Blut, Hand, Herz, Genitalien usw. - zu? Wie unterschied sich mittelalterliche Körpersprache von der heutigen? Welche Funktionen hatte sie in der Politik, im tagtäglichen Leben, in der Kunst, in der Literatur?

In seiner 2018 erschienenen, wunderbar illustrierten Monographie „Medieval Bodies - Life, Death and Art in the Middles Ages“ geht der britische Kunsthistoriker Jack Hartnell genau diesen Fragen auf den Grund. Kapitel für Kapitel arbeitet er sich vom Kopf bis zu den Füßen vor, „bringing together medicine, art, poetry, music, politics, cultural and social history and philosophy“. Dabei schafft Hartnell ein Gesamtbild, das in puncto Facettenreichtum und Leidenschaft für das eigene Forschungsthema seinesgleichen sucht. „Medieval Bodies“ macht einfach Spaß - sowohl inhaltlich als auch sprachlich.

Hartnell, Jack: Medieval Bodies - Life, Death and Art in the Middle Ages. London 2018. ISBN: 978-1781256794.

Und wieder haben die tavelrundaere "Stille Post" gespielt - allerdings digital und mit Schreibfeder, Zeitdruck und nicht ganz so viel Talent, aber dafür jeder Menge Spaß! Hier seht ihr eine mittelalterlich-melancholische Momentaufnahme: Sigune ist eine Cousine Parzivals in Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘. Nach dem Tod ihres Geliebten weicht sie dem Leichnam nicht von der Seite und lässt sich schließlich sogar mit ihm einmauern. Sie wird zwar mit Nahrung versorgt, stirbt aber trotzdem in ihrer Klause. Vorher gibt sie jedoch bei mehreren Begegnungen wichtiges Wissen an Parzival weiter.

Gartic Phone Sigune

Und wieder heißt es: Stimmt auf Instagram für das treffendste Bild!

Hier sehen wir die Todesszene Siegfrieds aus dem ‚Nibelungenlied‘: Hagen hatte Siegfrieds Frau Kriemhild gesagt, er wolle Siegfrieds verwundbare Stelle beschützen, weshalb sie diese für ihn markiert hat. Dann veranstalten die Männer bei einer Jagd ein Wettrennen zu einer Quelle, natürlich ohne Rüstungen, und während Siegfried trinkt, ersticht ihn Hagen von hinten. Doch damit ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende, denn es beginnt Kriemhilds Rache...

Morgaines Bild:

Siegfried Morgaine 2

Ninas Bild:

Siegfried Nina 2

Arthurisches naht
Mai grünt unter den Hufen
Schon wieder Pfingsten?